Das
größte Verlangen auf dieser Welt ist das nach Transformation.
Das Verlangen nach Geld ist nichts dagegen, mehr Macht oder
Prestige zu erlangen ist gar nichts - das größte Verlangen ist
das so genannte spirituelle Verlangen. Wenn du dich mit diesem
Verlangen identifizierst, wirst du für immer unglücklich sein.
Transformation ist möglich, aber nicht wenn wir danach
verlangen. Transformation ist nur dann möglich, wenn wir uns
entspannen in das, was ist, was immer es ist. Transformation
geschieht, indem du dich selbst bedingungslos akzeptierst.
Wir werden uns tiefer mit diesem Phänomen beschäftigen müssen,
weil im Grunde jeder Mensch in dieser Situation ist.
Der Mensch lebt im Leid, er ist gepeinigt, deshalb sucht jeder
nach Glückseligkeit, nach einem Zustand des Einsseins mit dem
Ganzen. Der Mensch fühlt sich entfremdet, entwurzelt. Aus diesem
Grund ist es nur natürlich, wenn er nach Wurzeln in der Existenz
sucht, um wieder zu wachsen und aufzublühen.
Über diese Dinge sollte man meditieren. Um das perfekte Einssein
mit dem Ganzen zu realisieren, muss das Bewusstsein zuerst in
sich eins sein. Und das ist nur dann möglich, wenn wir nichts
von dem ablehnen, was wir als wirklich erfahren. Dies müssen wir
zuallererst verstehen.
Du empfindest Angst, und diese Angst ist eine existenzielle
Wirklichkeit, eine erfahrene Wirklichkeit, sie ist vorhanden! Du
kannst sie ablehnen, und indem du sie ablehnst, unterdrückst du
sie. Indem du sie unterdrückst, entsteht eine Wunde in deinem
Wesen. Du empfindest dich als feige. Du kannst es vielleicht
schaffen, die Angst zu ignorieren, aber sie bleibt eine
Tatsache, eine Realität. Nur weil du sie nicht beachtest,
verschwindet sie noch lange nicht. Du benimmst dich wie der
Vogel Strauss, der seinen Kopf im Sand versteckt, wenn er den
Feind oder die Todesgefahr sieht. Aber dadurch dass er seinen
Kopf in den Sand steckt und nicht hinschaut, wird der Feind
nicht verschwinden. In Wirklichkeit wird der Strauß dem Feind
gegenüber sogar noch verletzlicher, indem er glaubt, dass der
Feind nicht da ist, weil er niemanden sieht, indem er glaubt,
dass nur das Sehen den Feind real macht, verliert er seine
Angst. Tatsächlich ist er jedoch in größter Gefahr, der Feind
ist stärker, weil er nicht bemerkt wird.
Nur wenn der Strauß seinen Kopf nicht versteckt, ändert sich die
Situation. Aber alle stecken den Kopf in den Sand. Du siehst
deine Feigheit, du versuchst sie nicht zu beachten, aber sie ist
eine Tatsache. Indem du sie nicht beachtest, spaltest du einen
Teil deines Wesens ab, den du bald nicht mehr sehen kannst. Du
spaltest dich selbst in zwei Teile. Eines Tages ist es etwas
anderes, zum Beispiel Wut, und du willst nicht akzeptieren, dass
du wütend bist. Du schaust einfach nicht hin. Dann taucht eines
Tages Gier auf und so weiter und so fort. Was immer du nicht
wahrhaben willst, wird dableiben; aber du wirst immer mehr
schrumpfen. Viele Teile deines Wesens sind jetzt von dir
abgetrennt, und du selbst hast es getan. Je gespaltener du bist,
desto unglücklicher wirst du sein.
Der erste Schritt in Richtung Glück besteht darin, wieder eins
zu sein. Alle Mystiker haben dies immer wieder betont. Einssein
ist eine solche Glückseligkeit, aus vielem zu bestehen ist die
Hölle. Was immer du also als real erfährst, akzeptiere es. Indem
du die Realität verneinst, erreichst du gar nichts. Indem du sie
verneinst, schaffst du ein Problem, und das Problem wird immer
vielschichtiger.
Es war doch ganz einfach: Du fühltest dich wie ein Feigling, na
und? "Also bin ich ein Feigling." Nimm einfach nur die Tatsache
wahr! Du bist schon tapfer geworden, wenn du Feigheit
akzeptieren kannst. Nur ein mutiger Mensch kann Feigheit
akzeptieren, ein Feigling könnte das niemals. Du befindest dich
bereits auf dem Weg zu Verwandlung. Nichts, was als Tatsache
erfahren wird, sollte verleugnet werden; dies ist der erste
Schritt.
Zweitens: Um dies zu erreichen, muss sich das Bewusstsein von
allen fixen Ideen lösen, mit denen es sich identifiziert. Wenn
der Verstand an seinen Vorstellungen, wer du bist, festhält, an
irgendeinem festgelegten, dauerhaften Konzept von dir selbst,
dann wird es in dir keinen Raum geben für eine Realität, die
seinen Ideen widerspricht. Wenn du bereits eine bestimmte Idee
hast, wie du sein solltest, dann kannst du die erfahrbare
Wirklichkeit deines Wesens nicht akzeptieren. Wenn du die Idee
hast, dass du mutig sein musst, dass Tapferkeit etwas wertvolles
ist, dann ist es schwierig, deine Feigheit zu akzeptieren. Wenn
du die Idee hast, wie ein Buddha sein zu müssen, voller
Mitgefühl, dann kannst du deine Wut nicht akzeptieren. Es sind
die Ideale, die die Probleme erzeugen.
Wenn du keine Ideale hast, dann gibt es überhaupt kein Problem.
Wenn du ein Feigling bist, bist du eben ein Feigling! Da es kein
Ideal von Tapferkeit für dich gibt, verurteilst du die Tatsache
nicht, du lehnst sie nicht ab, du unterdrückst sie nicht, du
wirfst sie nicht in den Keller deines Wesens, um sie nie wieder
anschauen zu müssen.
Was immer du ins
Unbewusste wirfst, wird von dort aus agieren; es wird dir immer
wieder Probleme machen. Es ist wie eine Krankheit, die du nach
innen verdrängt hast. Sie kam gerade an die Oberfläche, und dort
hätte sie die Möglichkeit gehabt, zu verschwinden. Es ist gut,
wenn eine Wunde ans Tageslicht kommt, dann ist sie auf dem Weg
der Besserung, denn nur an der Oberfläche kommt sie in Kontakt
mit frischer Luft und Sonnenlicht und kann geheilt werden. Wenn
du sie nach innen verdrängst, wenn du sie nicht an die
Oberfläche kommen lässt, dann entwickelt sie sich zu einem
Krebsgeschwür. Selbst eine leichte Krankheit wird gefährlich,
wenn man sie unterdrückt.
Keine Krankheit sollte jemals unterdrückt werden. Aber es ist
normal sie zu unterdrücken, wenn du ein Ideal hast. Jedes Ideal
wirkt auf diese Weise. Wenn dein Ideal Keuschheit ist, dann wird
Sex zum Problem. Du kannst ihn nicht unter Kontrolle halten.
Wenn du aber nicht das Ideal hast, keusch zu sein, dann lehnst
du Sex nicht ab. Dann besteht keine Trennung zwischen dir und
deiner Sexualität. Dann entsteht Verbundenheit, und diese
Verbundenheit schenkt Freude. Die Verbundenheit mit dir selbst
ist die Grundlage aller Freude.
-Osho-
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